Ana Hoffner hält ein großes, rundes Vergrößerungsglas in beiden Händen und erwandert eine Bilderwand. Die Vergrößerung fokussiert Gesichter und Körperpartien. Nach einer Zeit lehnt sie das Vergrößerungsglas an eine Wand, neben einen Spiegel. Sie setzt sich vor den Spiegel, beginnt ihre Haare zu kämmen, sich zu schminken und mit einer befremdlichen Stimme, eine Männerstimme nachahmend, ein Selbstgespräch mit sich zu führen. Sie erzeugt eine eigenartige und befremdliche Atmosphäre. Nach einiger Zeit, steht sie auf und geht zum nächsten Objekt. Auf einer Bank, liegen zwei schwarze Fetischhandschuhe, die sie über zieht und mit langsamen, sehr bedächtigen Bewegungen beginnt Bücher, die auf der Bank gestapelt liegen und auf deren Buchrücken ein Text geschrieben steht, zuordnen, umzulegen und daraus vorzulesen. Es wartet bereits das nächste Objekt, dem sie sich zuwendet…
Das sind ein paar meiner Erinnerungseindrücke zur Eröffnungsperformance von Ana Hoffner´s aktueller Ausstellung: „ Bacha Posh Projekt“. Ana Hoffner setzt ihre Projektidee im Rahmen des Jahresthemas der Galerie 5020 „Que(e)rverweise. Remix(e) & Referenzialität(en)“ in dieser Ausstellung um.
Sie agiert innerhalb ihres Projektes als Performerin und bildende Künstlerin. Ana Hoffner bespielt den Raum mit einem Display, welches mehrere Objekte aufnimmt. Innerhalb der Eröffnungsperformance bespielt sie ihr Display auch als darstellende Künstlerin. Ihre Arbeit beinhaltet eine komplexe Geschichte und setzt einige „Queerverweise“ in Richtung politischer und soziologischer gegenwärtiger und vergangener Ereignisse und Situationen ein. Verweise auf Afghanistan, Verweise auf Kriegsgebiete, Verweise auf das „Bach Posh“ Symptom, Verweise auf Gendergebiete, Verweise auf das ehemalige Jugoslawien… Das Projekt nutzt Referenzen, deren Kenntnisse vorauszusetzen sind. Oder aber öffnet Interessensraum, manchen Themen nachzuforschen über die man noch nichts weiß.
Die Performance hat für mich einen wesentlichen Part zur Rezeption beigetragen. Hier rückt das Vergrößerungsglas wieder in den Vordergrund. Es gibt noch so vieles zu entdecken, nachzuforschen, zu erkennen und näher zu betrachten. Solange sich die Erde dreht, ebben Bilderflut und Nachrichtenflut nicht ab und solange dürfen und sollen wir uns auch mit den Geschichten der Gegenwart und der Vergangenheit beschäftigen. Es liegt ganz an uns wo wir uns einklinken möchten. Ana Hoffner lädt uns ein ihr zu folgen.
Apropos folgen: Sequenzen aus der Eröffnungsperformance sind in einer Instastory am Account der Galerie 5020 festgehalten.
Die Galerie 5020 ist ein Off Space in Salzburg. Wobei ich berichtigt wurde. Die Galerie 5020 definiert sich mittlerweile als Institution. Also lieber Leser, ich schreibe nun zwar von Off Spaces aber eigentlich müsste ich von Institutionen schreiben. Es lebe die Verwirrung!
Off Spaces, also solche „Abseits von…Orte“ hat die bildende Kunst Szene für sich eingenommen. Was diese Orte sind oder machen? Es sind nichtkommerzielle, subventioinerte und geförderte Ausstellungsräume für zeitgenössische Kunst. Im Vergleich zu Galerien und Institutionen ist das Programm in Offspaces flexibler, kostengünstiger und subjektiver gestaltbar.
Spannend to know: „Obwohl es sich bei „Offspace“ um einen englischen Begriff handelt, wird Offspace vorwiegend im deutschen Sprachraum gebraucht; die eigentliche englische Entsprechung ist der „Artist-Run Space“oder „Alternative Space“.“
Und noch etwas: Ana Hoffner`s Projekt wird mit einem weiteren Projekt eines anderen Künstlers kombiniert. Die Galerie 5020 präsentiert also zwei Positionen. Kay Walkowiaks Ausstellung hat den Titel: GIVEN: THE HAUNTING GHOST. Die habe ich mir auch eingehend angesehen und werde dazu in einem weiteren Beitrag berichten.