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Von wo aus der Rasen wächst und den Schuh schont

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Ich habe in einem Offspace in Wien, welches auf keinen Fall so genannt werden will eine Ausstellung eines jungen Künstlers besucht. Diesen Ausstellungsbesuch möchte ich für euch Revue passieren lassen. Einerseits um euch die Arbeit von Felix Benedikt Sturm vorzustellen und andererseits um euch auf die Ausstellung neugierig zu machen, sodass ihr sie selbst ansehen geht!

Felix Benedikt Sturm hat im Weissen Haus in Wien eine Einzelausstellung. Seine Arbeiten werden an drei unterschiedlichen Präsentationsflächen im Weissen Haus präsentiert und daraus ergibt sich auch eine Dreiteilung seines Ausstellungsprojektes. Seine Installationen inkludieren verschiedene Materialien und Objekte.

Der Titel der Ausstellung lautet „at the waterhole“ und öffnet bereits den Raum für mehrschichtige Themen und Thematiken. Ins deutsche übertragen kann „waterhole“ Kneippe genauso wie Wasserstelle oder Wasserloch bedeuten. Unter Computerhackern wird „waterhole“ als Begriff für eine Cyberattacke eingesetzt und unter Golfern muss das „waterhole“ in das Spiel integriert werden.

Der an einer Wand vor dem Ausstellungsraum aufgetragene Ausstellungstext liest sich wie ein Rätsel und öffnet, wenn man einzelne Wörter herausnimmt, Assoziationsraum.

„At the waterhole könnte Gras wachsen. Gras schont den Schuh, insofern er von entsprechender – mindestens Premium+Qualität ist. Diese Ausstellung bietet mehrere Installationen und viele White Balls – die sonst üblicherweise fliegend wie Kanonenkugeln Reichtum und Wohlstand bringen wo immer sie fallen. Sie benötigen viel Platz, um die Rentabilität effizient zu steigern. Diese Rentabilität tricklet zu uns allen hinunter – wie Wasser auf den Boden, von wo aus der Rasen wächst um den Schuh zu schonen. Sorgfältig getrimmt, macht der Rasen die Schläge präziser. Plätze gibt es in der Wüste und in der Peripherie. Der Ausruf aus dem Golf „Fore!“ könnte ein Hinweis darauf sein, worum es geht.“

Der erste Teil der installativen Ausstellung teilt sich auf drei aneinander folgende Räume auf, die hohe und niedrige Raumhöhen und Raumteile aufweisen. Die Objekte lotsen durch Raum, Inhalte und Perspektiven. Auf welcher Seite des „Wasserlochs“ man sich befindet wird durch die eigene Bewegung ständig verändert. Die Objekte stehen, hängen oder liegen statisch im Raum. Der Eindruck einer plötzlichen Veränderung, von der man selbst ein Teil wird, wird rasch präsent.

Um den zweiten Teil der Ausstellung zu sehen muss man ein paar Räume und Gänge zurück gehen. Dort hängt die Arbeit: „Échelon“ Die Installation versucht mittels einem Server und mehreren Scannern „leeres“ Datenmaterial zu produzieren und in einem Online-Archiv zu sammeln. Scanner erfassen Informationsmaterial, die dann mit Hilfe des Servers online archiviert werden.

Für den dritten Teil der Ausstellung muss man erneut einige Gänge und vor allem Stockwerke nach oben gehen. In einem runden Raum (Tatsache, der Raum hat einen runden Grundriß!) steht ein rechteckiges Objekt, welches aus unzähligen färbigen, vertikal und horizontal angeordneten Stäben, mehrere Gitter erkennen lassen. Sinnbild für „Manifestationen und Darstellungsformen politischer und sozialer Ordnungssysteme“ (Quelle: Ausstellungstext Salzburger Kunstverein)

Im Sommer 2017 zeigte Felix Benedikt in Salzburg im Salzburger Künstlerhaus, ebenfalls im Rahmen einer Einzelausstellung mit dem Titel „drop zones“ bereits einige der Installationsteile. Die Ausstellung im Weissen Haus kann als konsequente Weiterentwicklung des Themas gesehen werden.

Felix Benedikt Sturm denkt und agiert nicht nur politisch sondern übersetzt seine vernetzten Projekte in sein künstlerisches Werk. Die Betrachtenden können also von einer komplexen Situation ausgehen. So, wie sich auch politische Realitäten darstellen. Komplex. Wovon die Betrachtenden noch ausgehen können? Auf jeden Fall in das Werk involviert zu werden. In Anbetracht der politischen und sozialen Themen, die die Ausgangssituation oder die Ausgangsfragestellung stellen, eine logische Sache oder? Denn so wie wir selbst einen Teil der politischen Situation bilden und darstellen, sind wir, sobald wir in die Rezeption eines Kunstwerks einsteigen, auch Teil des Kunstwerks.

Jene politischen Situationen, die Felix Benedikt Sturm in seiner Arbeit reflektiert sind nicht angenehm und schon gar nicht fair.

Die unterschiedlichen Ästhetiken der künstlerischen Arbeit von Felix Benedikt Sturm antworten darauf sehr streng, bedeutsam geordnet, labyrintisch strukturiert, fragil und starr zugleich und vor allem sehr präsent.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 28. März 2018.

Link: Weisses Haus 

Link: Felix Benedikt Sturm

 

 

 

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